25 Mai 2009

W

Ein Tag
am Rad
zum Schatz ich geh
mein Hintern tut mir W

Mein Schatz
sie liegt
mit wem im Klee
Oh Schmerz mein Herz tut W

Schnell heim!
Ein Sturz:
das Rad passé
die Hand verstaucht tut W

Im Zug
ein Tritt:
der große Zeh!
Ganz blau mein Zeh tut W

Daheim
kein Geld
im Portmonee!
Der Magen knurrt tut W

Genug!
Vorbei!
Arsen zum Tee!
Es tut jetzt nicht mehr W

Moral:
(ihr ahnt's)
Im ABC
am meisten schmerzt das W

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02 April 2009

Prosagedicht nach H.C. Artmann

Auf dem Weg zum Garten traf ich die beiden Liebenden.

Frierend saßen sie auf den Stufen des schwarzen Pavillons.

Der Junge bat mich schüchtern um Feuer und Zigaretten.

Das Mädchen blickte mich durch trauerschwere Wimpern trotzig an.

Weiter stapfte ich zum tief verschneiten Rosenstrauch beim Tor.

Die dornigen Ranken kratzten ewig an dem kalten Stein.

Ob die junge Liebe nach dem Winter wieder brennt?

Ob die alten Ranken im Frühling wieder Knospen tragen?

Da ein schriller Schrei verzweifelt dort woher ich kam.

Eine Rauchwolke verdeckt jetzt die Spitze des chinesischen Turms.

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30 März 2009

Sonnenkind

"Ich komme vom Licht der Sonne", denkt sie. Schwer drückt ihr die heiße Luft auf die geschlossenen Lider. Die Stimme des Fremden hallt nach in ihrem Kopf. Ihr Herz hat aufgehört zu flattern und schlägt wieder regelmäßig schnell. Die Jagd ist vorbei, sie ist in Sicherheit. Die Risse im staubigen Asphalt drücken an ihre Schenkel, die Lehmmauer spendet ihrem Rücken die letzten Reste der kühlenden Nacht. Der Verkehr drängt sich unvermindert auf der Straße, sie hört es, Autos dicht an dicht, ungeduldiges Hupen in der Mittagshitze. Schreiend bietet der Mangoverkäufer seine Früchte feil. Aus der Ladentür neben ihr kommt Tanzmusik.
Der Fremde hatte ihr aufgeholfen. „Hier, das hast du verloren.“ Eine sanfte Stimme. An diese Stimme will sie sich immer erinnern können.
Das Vergessen hatte sie besser gelernt als das Erinnern. All die Hände, die sie jemals geschlagen und all die Stimmen, die sie jemals geschimpft hatten zu vergessen, kostet sie viel zu viel Kraft, als dass sie die wenigen gebenden Hände und zärtlichen Stimmen in Erinnerung behalten könnte. So kommt sie immer davon. Ihre Beine sind lang und sehnig, damit kann sie schnell weglaufen. Ihre Finger sind fein und flink, sie finden immer etwas zu essen. Und sie vergisst schnell.
Durch die Waschfrauen am Fluss ging die Jagd, hinein in die engen Gassen zwischen den Bretterhütten, über wacklige Treppen und durch schmutzige Hinterhöfe. Sie wusste nicht, wer ihre Verfolger waren, es ist immer dasselbe: Sie packt zu, wenn es niemand sieht, und beginnt zu laufen, sobald jemand schreit. Als sie schließlich aus dem Schatten des Armenviertels hinaus auf die Straße stürmte, traf sie die Hitze wie ein Schlag in den Magen. Der Schmerz war wieder da, stach ihr rasend bis in die Brust.
Ihre Wange pochte vom Aufprall, sie war geblendet, ihre flinken Beine lahm. Der Hunger lag ihr wie ein kleiner, eiskalter Klumpen im Bauch. Der Fremde hob sie hoch, setzte sie behutsam neben die Ladentür und legte ihr das Brot in den Schoß. "Hier, das hast du verloren, Sonnenkind."
Reglos sitzt sie mit geschlossenen Augen. Der Gestank der Abgase ist stärker als der Duft des weichen Fladens, den sie gestohlen hatte. Sie wird ihn essen, doch jetzt braucht sie ihre ganze Kraft, um die Stimme des Fremden nicht zu vergessen.
"Ich komme vom Licht der Sonne", sagt sie und schläft.

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27 März 2009

2

Ich sehe einen aufgespannten lila-blauen Schirm, den man ganz klein zusammenfalten kann. Was ist dahinter? Wohl ein Ausflug in den Wurstelprater.
Da war nämlich das Knistern und Rascheln der bunten Plastiktüte mit den Haribo Goldbären, eine PET-Flasche mit Römerquell stillem Mineralwasser wurde geschwenkt und jetzt, ja, jetzt kann ich es sehen, ein schwarzer, schlichter Tagesrucksack, in dem das alles verstaut gewesen war. Das schwarze Sakko liegt in einem unordentlichen Haufen darauf. Sie war nach dem Rummel wohl zu müde gewesen, alles schön wegzuräumen. Unter dem Sakko liegt ein karierter Wollpullover in trüben Herbstfarben. Braun, dunkelgrün, schmutzig-rot, schwarz. Sie hat ihn dann doch gebraucht, denn trotz baldigem Frühlingsbeginn pfiff der Wind noch schneidend kalt um die Ecken der Buden.
Gut verwahrt unter dem Gepäckhaufen liegt das glitzernde Armband mit den Glasperlen. Wie wird sie sich morgen freudig an die vielen glücklichen Treffer an der Schießbude erinnern.

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17 März 2009

Woher ich komme

Ich komme aus dem ewigen Kreis.

Ich komme aus dem feuchten Reich der Erde.

Ich komme vom warmen Licht der Sonne.

Ich komme vom kohlenen Teil der Luft.

Ich komme nach dem zarten Duft der Blüte.

Ich komme aus dem süssen Fleisch der Kirsche.

Ich komme aus dem dunklen Darm des Rehs.

Ich komme aus dem ewigen Kreis.

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18 September 2008

mir selbst aufgetragen etwas deutsches zu schreiben, entschied ich mich gegen die bearbeitung des bakkprüfungstextes aus dem sommersemester 2007 (wahrscheinlich der homepage text irgendeiner UNO organisation - oder eine gebrauchsanweisung für victorinox taschenmesser, absolut unverständlich für menschen, die nicht mit dem wunderding vertraut sind) und machte mich statt dessen daran, meine schreibfähigkeiten über dieses kaffeehaus zu erschöpfen.
meine bisherige erfahrung hier entspricht exakt jener, die der kaffeehausführer aus dem falter-verlag, damals in meiner anfangszeit in wien erworben, als so typisch und liebenswert bewirbt. obwohl mir die anwenderorientierte beschreibung im vssto-hefterl für studienanfänger fast lieber ist. man darf (und tut) rauchen. essen ist gut und günstig. flair.
dem möchte ich hinzufügen: der kleine mocca ist beinahe ein großer/grosser.
ich kann mir gut vorstellen, dass viele schreiberlinge im kaffeehaus zum schreiben bewogen werden. es gibt einfach so viel zu sehen. und zu hören. man riecht auch oft etwas und natürlich werden gaumenfreuden angeboten (von den gaumen- zu den lendenfreuden...). hier unterdrücke ich den drang eine klingende wortgruppe anzubringen, die nichts mit tests der finnen zu tun hat.

30 Januar 2008

Research on Reading

I put together some articles in German and English on various aspects of reading for a class at university. Creating a Google Notebook to structure my research seemed like a good idea. Check it out.

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23 Oktober 2007

Finally finished

My Picasa web album on the trip to Japan. Enjoy!

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28 Juli 2007

Genau mein Fall

Natürlich ist dieser Tagesablauf ein Ideal. Etwa die Hälfte der Leute, die hier leben, sehe ich erst am Frühstückstisch und nur die Hartgesottenen helfen beim allmorgendlichen Putzen, um danach ein Gongyo abzuhalten, eine Art buddhistische Liturgie. Das “short meeting” findet selten vor 08.30 Uhr statt, die Arbeit beginnt meist um 09.00 Uhr.

Die Mitgliederzahl der kleinen Aussteigergemeinde fluktuiert zwischen 12 und 20 Leuten. So beginnt vor den Mahlzeiten immer eine grosse Rechnerei, wie viele Essstäbchen und Reisschälchen gedeckt warden müssen. Es ist eine bunt gemischte Gruppe von Leuten, die alle das selbe wollen: Eine Alternative zum Leben in der Stadt, die Rückkehr zum ursprünglichen Lebensstil auf dem Land.

Niemand hier ist gelernter Bauer. Aber das spielt keine Rolle, denn wie die Japaner früher, vor den künstlichen Düngemitteln und Pestiziden zu ihrem Reis gekommen sind, wissen auch die professionellen Landwirte nicht mehr. Hier ist also viel Experimentierfreude und Geduld gefragt. Die kräftigsten Reispflanzen wachsen dieses Jahr auf jenem der sieben Felder, in dem kleine Enten gehalten wurden, die alle Schädlinge frasen und mit ihren Ausscheidungen gleichzeitig für natürlichen Dünger sorgten. Bis sie vor zwei Tagen durchgebrannt sind.

Das Ziel ist es, die kleine Gemeinschaft aus der eigenen biologischen Produktion zu ernähren. Im Moment sind es Reis, Kartoffeln und Kohl, die nicht hinzugekauft werden müssen. Weiters angebaut werden Karotten, Mais, Soja- und viele andere Bohnensorten, Rettich, Sesam, Aubergine, Tomaten und Chinakohl. Das Experiment läuft seit vier Jahren, wie es finanziert wird, weiss ich auch nicht genau. Verkauft wird jedenfalls keins der landwirtschaftlichen Produkte. Mit den Teilnahmegebühren für die Camps, die hier statt finden, kommt sicher einiges zusammen (das zehntägige kostet für ein Kind CHFr 1000.-), ausserdem läuft ein Fair Trade Geschäft mit einem thailändischen Waisenhaus, wo diverses Kunsthandwerk gefertigt wird.

Die Feldarbeit wird von zwei Amateurbauern geleitet, ein älterer Tokioter und ein jüngerer aus Osaka, die seit Anbeginn dabei sind. Als Arbeitskräfte werden hauptsächlich WWOOFer eingesetzt. Das sind zur Zeit ein Amerikaner, der seit sechs Jahren in Asien herumreist, eine Japanerin, die sich eine Auszeit nach dem ersten Jahr an der landwirtschaftlichen Fachhochschule in Sapporo nimmt, eine taiwanesischen Wirtschafts- und Chinesischstudentin, die in den Semesterferien das macht, was sie eigentlich wirklich will, nämlich Japanisch lernen, ein taiwanesischer Polizeischulanwärter auf Sprachreise und ich. Auch die buddhistische Nonne und der Mönch, die mit uns zusammenleben, helfen bei der Arbeit.

Dieser Ort nennt sich Free Kids Village, weil hier Kinder im Grundschulalter wohnen können, die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr zur Schule gehen wollten; ein Phänomen, das in Japan anscheinend immer häufiger auftritt. Im Moment leben zwei hier, ein Junge und ein Mädchen, und gehen brav zur Schule. Solche Alternativen zum normalen Schulsystem sind in Japan keine Seltenheit, sagt Takako, die Gründerin dieses Projekts, Leihmutter und erste Bezugsperson der Kinder.

Ich finde, ich hatte grosses Glück, aus der Fülle der WWOOF-Hosts genau diesen Ort hier auszuwählen.

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21 Juli 2007

Free Kids Summer Time Table [unedited!]

06:00 Wake up, Clean up, Cooking, Washing
07:00 prayer (nenbutsu) & Meditation -> Gongyo
07:15 Break fast
07:45 School bus
08:00 Short meeting
08:30 - 11:30 Working
12:00 Lunch
15:00 - 18:00 Working
Cooking, Make fire for the bath
19:00 Player [sic!] (nenbutsu) & Meditation -> Gongyo
19:15 Dinner
20:30 Kids go to bed
22:30 Go to bed

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