09 Januar 2006

anbot, das

und immer wieder wird daruman vor augen geführt, wie viel er in seiner muttersprache noch zu lernen hat. deutsch ist eben eine plurizentrische sprache...

der zweck der vorlesung "studienrelevante berufsbilder" ist es, dem studienanfänger der interkulturellen kommunikation ein bild seiner zukünftigen profession zu vermitteln. da geht es um angemessene honorare und um die optimale vermarktung des in der ausbildung erworbenen know-hows, gar um das professionelle auftreten und positive wortwahl im kundengespräch (schließlich soll der kunde merken, dass man kommunikationsexperte ist).
und plötzlich stand es da, dieses wort, gross an die hörsaalwand projiziert als betreff in einem beispiel eines offertenbriefs:

Anbot

nun, daruman dachte sofort an einen fehler seitens der dozierenden. "cookie", wie sie liebevoll von den studierenden genannt wird, ist nämlich englischer muttersprache. "angebot" sollte dort natürlich stehen, war sein voreiliger schluss.
die konsequenz, mit der unser "keks" von diesem begriff gebrauch machte, und die tatsache, dass dies nur so wenigen kolleginnen ebenfalls aufzufallen schien (es waren wohl alles deutsche, deren rote gesichter auf unterdrückte lachanfälle schließen ließen), hätte daruman eigentlich misstrauisch werden lassen müssen. aber es kam, wie es kommen musste: daruman fasste sich ein herz und stellte seiner professorin nach der einheit selbstsicher und mit offenem blick folgende sehr unvorsichtig formulierte frage:
"sind sie schon auf den fehler auf der folie aufmerksam gemacht worden? es sollte da doch 'angebot' nicht 'anbot' heißen, oder?"
ach nein, es war nicht einmal so peinlich. und aus den dummen fragen lernt man ja gewöhnlich am meisten: "das anbot" ist ein wort aus dem österreichischen standard und bedeutet ein- und dasselbe wie "das angebot".

"cookie" fand sogar noch ein "trotzdem danke [dafür, dass sie mich auf einen fehler aufmerksam machen wollten]" zum abschied. ein schöner beweis ihrer kommunikationsexpertise, findet daruman. von wegen "positive wortwahl im kundengespräch"...

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